Bremer Innenstadt: Krise bei Opti-Wohnwelt bietet auch Chancen (2024)

Bremer Innenstadt: Krise bei Opti-Wohnwelt bietet auch Chancen (1)

Der Innenstadt droht ein neuer Mega-Leerstand: Die Möbelhauskette Opti-Wohnwelt hat Insolvenz angemeldet. Die Stadt muss schnell herausfinden, ob die Krise auch eine Chance sein kann, meint Christoph Barth.

29.07.2024, 05:00 Uhr

Lesedauer: 3 Min

Zur Merkliste

Von Christoph Barth

Bremer Innenstadt: Krise bei Opti-Wohnwelt bietet auch Chancen (3)

Vor zwei Jahren eröffnete Opti-Wohnwelt seine Filiale in der Bremer Innenstadt. Opti-Wohnwelt

Die Pressemitteilung klingt wie ein großartiges Versprechen: Auf drei DIN-A-4-Seiten teilt die Möbelkette Opti-Wohnwelt mit, dass man vor einem „Neustart“ stehe, sich „fit für die Zukunft“ machen werde, mit der „größten Umstrukturierung in der fast 50-jährigen Firmengeschichte“. Auch das Wort „Eigenverwaltungsverfahren“ fällt hier und da, was dann zwar sehr juristisch, aber irgendwie harmlos klingt.

Dabei ist ein Eigenverwaltungsverfahren nichts anderes als eine spezielle Form des Insolvenzverfahrens. Das klingt schon weniger schön, weil es bedeutet: Wer ein solches Verfahren vor Gericht beantragt, hat zumindest absehbar Probleme, seine Rechnungen zu begleichen. Das bestreitet Opti-Wohnwelt zwar, aber ohne Zahlungsschwierigkeiten würde man sich wohl kaum auf ein solches Verfahren einlassen.

Klar ist: Opti-Wohnwelt steckt in massiven Schwierigkeiten. Das bestreitet auch das Unternehmen nicht. Der Grund war wohl eine zu ehrgeizige Wachstumsstrategie zur falschen Zeit. In den vergangenen Jahren hatte das fränkische Familienunternehmen 20 neue Standorte übernommen, sein Filialnetz damit verdoppelt und so den Aufstieg in die Top Twenty der deutschen Möbelhäuser geschafft. Doch die Krisen der jüngsten Zeit – Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, steigende Rohstoffpreise, Inflation – machten den Franken einen Strich durch die Rechnung.

"Auf die rentablen Standorte konzentrieren"

Nun soll gespart werden. Man werde sich "auf die besonders rentablen Standorte konzentrieren", kündigt der Sanierungsexperte an, den das Unternehmen angeheuert hat. Für Bremen sind das vermutlich keine guten Nachrichten: Denn zwei der neuen Filialen, die in der stürmischen Wachstumsphase eröffnet wurden, liegen in der Hansestadt. Im Weserpark übernahm Opti-Wohnwelt 2021 eine Filiale des Möbelhauses Schulenburg; und in der Innenstadt zog die Kette 2022 in das ehemalige Kaufhof-Gebäude. Möglicherweise war das nicht die beste Entscheidung, die in der fränkischen Firmenzentrale jemals getroffen wurde.

Anfangs war in Bremen die Erleichterung zwar groß, dass die Geisterbahnfahrt durch das leere Kaufhaus ein Ende hatte – das einzige, was dort noch lief, war die Rolltreppe in den dritten Stock, wo der Elektrofachmarkt Saturn wie im Turmzimmer einer Burgruine gefangen war. Doch als die unteren Etagen endlich wieder schick möbliert waren, blieb die Kundschaft aus: Viel Betrieb war nicht im Möbelhaus in bester City-Lage – und mancher Bremer begann sich zu fragen, wie lange das gut gehen kann.

Dass die Innenstadtfiliale von Opti-Wohnwelt zu den „besonders rentablen Standorten“ gehört, auf die die Möbelkette sich jetzt konzentrieren will, ist jedenfalls schwer vorstellbar. Auf die Verlängerung des fünfjährigen Mietvertrags soll Opti schon verzichtet haben; ein Insolvenzverfahren eröffnet jetzt neue Möglichkeiten, noch schneller aus dem Vertrag auszusteigen.

Es droht ein Mega-Leerstand

Die Zahlen kennt nur das Opti-Management; eine Entscheidung über Filialschließungen sei noch nicht gefallen, versichert das Unternehmen. Aber wenn es so kommt, wie fachkundige Beobachter befürchten, droht der Innenstadt ein Mega-Leerstand: vier Etagen mit 16.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in zentraler Lage.

Daran kann die Stadt kein Interesse ­haben. Im Rathaus sollten deshalb in der Tat die Alarmglocken schrillen, wie die CDU-Opposition anmahnt, und dringend Gesprächstermine mit allen Beteiligten anberaumt werden. Möglicherweise werden die Karten für die seit Langem diskutierte Umgestaltung des Kaufhof-Areals gerade neu gemischt. Bislang weigert sich der Besitzer der Kaufhaus-Immobilie, ein Frankfurter Investmentfonds, das Gebäude zu verkaufen – jedenfalls zu dem Preis, den der Bremer Investor Kurt Zech zuletzt dafür geboten hat. Mittlerweile hat die Stadt die Sache selbst in die Hand genommen und will zunächst das benachbarte Parkhaus-Mitte abreißen lassen. Ein schwieriges Unterfangen, denn es ist auf vielfache Weise mit dem Kaufhaus verbunden. Im Doppelpack ließe sich dort deutlich mehr reißen.

Zur Startseite

Mehr zum Thema

  • wirtschaft

  • Bremen

  • Meinung

  • Möbel

  • Einzelhandel

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Ihr täglicher Gehirn-Booster Wordle
Jeden Tag spielen und lösen! Das Kreuzworträtsel

Jetzt kostenlos spielen!

WK|Magazine

Zur Themenseite

Zum Magazin-Shop

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)

Dieser Inhalt wird von Disqus bereit gestellt. Durch die Aktivierung willigen Sie, sofern Sie über 16 Jahre alt sind, gemäß § 25 Abs. 1 TTDSG, Art. 6 Abs. 1 a DSGVO ein, dass personenbezogene Daten durch Disqus verarbeitet und Cookies gesetzt werden. Sofern es sich dabei um einen Anbieter mit Sitz in einem nicht-europäischen Land (z.B. USA) handelt, willigen Sie darüber hinaus ein, dass gem. Art. 49 Abs. 1 lit. a DSGVO ggf. Daten am Sitz des Anbieters verarbeitet werden, auf die lokale Behörden bei berechtigtem Interesse Zugriff haben. Ihre Einwilligung ist jederzeit für die Zukunft widerrufbar.

"; document.querySelector(".article__under-article__comments-respone").style.display = "block"; document.querySelector("#cmpbutton").onclick = function() { __cmp('setVendorConsent',['s1100', 1 ]); document.querySelector(".article__under-article__comments-respone").remove(); //location.reload(); } } } }, 3000); });

Bremer Innenstadt: Krise bei Opti-Wohnwelt bietet auch Chancen (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Francesca Jacobs Ret

Last Updated:

Views: 6494

Rating: 4.8 / 5 (48 voted)

Reviews: 95% of readers found this page helpful

Author information

Name: Francesca Jacobs Ret

Birthday: 1996-12-09

Address: Apt. 141 1406 Mitch Summit, New Teganshire, UT 82655-0699

Phone: +2296092334654

Job: Technology Architect

Hobby: Snowboarding, Scouting, Foreign language learning, Dowsing, Baton twirling, Sculpting, Cabaret

Introduction: My name is Francesca Jacobs Ret, I am a innocent, super, beautiful, charming, lucky, gentle, clever person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.